Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Frau Schubart an ihren Mann

Stuttgart, den 27. Januar 1787.

Aus Deinem Brief muß ich den Schluß machen, daß Du gegenwärtig wieder voll Ungeduld bist, mein Gott, was will, was soll dann noch aus uns werden, zwar sind wir Menschen, und ich kann Dir's nicht verdenken, wann Du oft mutlos bist, aber sage mir, was nützt es, wann wir uns vollends zu Tode quälen, häufen wir nicht unsere Leiden noch mehr dadurch und versündigen uns an Gott und uns selbst; ich bitte Dich deswegen um Gottes willen, fasse Mut und sei noch ein wenig geduldig, Gott wird und muß uns endlich helfen. Auch bitte ich Dich, verschone mich doch mit so bittern Vorwürfen, Du weißt ja, daß ich's nicht ertragen kann, sie sind mir ärger als der Tod. Niemand kann mehr darunter leiden, daß wir so getrennt leben müssen, als ich. Aber sage mir, wie kann oder soll ich es ändern, ich will Dir gerne folgen; übrigens hast Du recht, daß mein Herz geteilt ist, und daß ich suche, meine Pflichten sowohl gegen Dich als auch gegen unsre Kinder zu erfüllen, und dies kann ich nicht lassen, solange ein Odem in mir ist. Ich dichte, bete und sorge mich fast zu Tod', wie ich immer alles zu eurem Besten einrichten soll, aber was mir unmöglich ist, kann ich nicht ändern ...

Ich bin ewig
Deine
getreue
Schubartin.

*


 << zurück weiter >>