Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
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Plato

Erschöpft durch manchen wißbegierigen Frager
Und müd' nach weisheitsvoller Wanderschaft,
Sank Sokrates zur Nacht aufs Lager,
Im Schlaf zu sammeln neue Kraft.

Da sah im Traum er einen Schwan sich schmiegen
Zu Füßen ihm, ernst lauschend seinem Wort,
Als wollt' er einst im Weiterfliegen
Kundtun erlernter Weisheit Hort.

Und sieh: der Schwan entfaltet seine Schwingen,
Im Sonnenlichte leuchten sie so weiß;
Ein süßes Lied läßt er erklingen –
Und sinnend steht und lauscht der Greis.

Er blickt ihm nach in nebelhafte Ferne,
Bis sich der kühne Segler ihm verlor,
Nur leise tönt es aus der Sterne
Bezirk noch an sein horchend Ohr.

Dann bleibt der Schwan dem Aug', dem Ohr verborgen –
Doch als dem Weisen kaum der Traum entflohn,
Führt ihm Ariston schon am Morgen
Den Platon zu, den Göttersohn!

Richard Zoozzmann (1902)

 


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