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Sommerseelchen

Die kleine Liesel ging mit ihrem Onkel Hans im Herbstsonnenschein einen schmalen Waldweg bergauf nach der Rodenbergswiese, einem freien, grünen Wiesenfleck hoch oben zwischen den schwarzgrünen Wäldermassen des Thüringer Waldes. In den hohen Kronen sauste und brauste der Sturm. Liesels blonde Haare flogen flatternd unter dem dunkelroten Kapuzchen, das sie über den Kopf gezogen hatte, hervor, und ihr blaues Regenmäntelchen wollte sich gar nicht an den Körper schmiegen. Aber sie hielt rüstig mit dem Onkel Schritt; ein frohes, stolzes Leuchten lag in ihren blauen Augen, und ihre Wangen glühten.

»Onkel,« fragte sie begeistert, »weißt du noch, wie ich mich vor einem Jahr noch so fürchtete vor dem wilden Sturm, wie ich nachts immer dachte, er risse unser Haus um? Jetzt fürchte ich mich gar nicht mehr. Wenn es so saust in den hohen Tannen, o wie hab' ich das gern! Und wenn der Wind mich nachts noch manchmal weckt, dann lieg' ich ganz still und denke, gegen den wilden Sturm auf der See sei das doch nur ein Säuseln, und wir seien im sicheren Haus, nicht wie du so oft auf schwankendem Schiff. Nie mehr weck' ich Mutter auf, seit du mir im vorigen Jahr gesagt hast, du hättest im wildesten Sturm auf der See nicht ein bißchen Angst. Onkel, weißt du's noch!«

Der Onkel, der ein großer, breitschultriger, stämmiger Mann war, nickte und sah freundlich zu seinem kleinen, zarten Liebling hinab.

»Recht so,« sagte er, »sei tapfer, meine Liesel!«

Die Kleine streckte sich mit fröhlichem Stolz.

»Onkel Hans,« begann sie nach einer Weile von neuem, »ich fürchte mich auch nicht mehr vor Donner und Blitz. Weißt du noch, wie mir früher immer bangte, und wie ich mich verkroch? Nun kann ich, ohne zu zucken, den Zickzack des Blitzes in den Wolken verfolgen und bleibe ruhig aufrecht stehen, wenn's noch so furchtbar rollt und kracht.«

»Das freut mich von meinem Patenkind, meine Liesel!«

Liesel nickte und lachte froh. Ein Weilchen sah sie schweigend vor sich hin. Dann suchten die glänzenden Blicke aufs neue des Onkels gute, ernste Augen.

»Onkel,« sagte sie leise und froh, »ich glaube, ich fürchte mich überhaupt nicht mehr. Vater hat mir etwas gesagt; wenn man daran denkt, kann man sich auch in der dunkelsten Stube nicht mehr vor der Dunkelheit entsetzen. Dunkelheit ist gar nichts zum Grausen. Hier ins Windloch,« sie deutete auf eine tiefe, dunkle Höhlung in einem mächtigen Felsgestein am Weg, »bin ich neulich ein ganz großes Stück hineingegangen, gebückt, daß ich mich nicht stieß. Tüchtig kühl war's darin, aber sonst auch gar nicht und gar nicht schauerlich.«

Der Onkel sagte: »Wirklich? Wäre dir's dann recht, wenn wir jetzt einmal zusammen hineinlugten – ich natürlich gebückt, auf allen Vieren, ich vorweg, du hinterdrein? Drin in der Höhle zünde ich dann ein Streichholz an!«

Der Liesel war's ganz recht. Der Onkel kannte die Höhle von früher und wußte, daß der schmale, niedere Eingang in eine Art dunkler Halle führte mit ebenem, glattem Boden, hoch genug, um darin, aufrecht zu stehen, so daß gar keine Gefahr vorhanden war. Nur die tiefe Dunkelheit darin war schauerlich. In den Tiefen und Falten der Steinwände blieb der Schatten unverändert kohlschwarz, als Onkel Hans ein Wachsstreichhölzchen abbrannte. »Kein Wunder,« sagte er, »daß die Leute allerhand Märchen und Sagen von Berggeistern in diese schwarzen Tiefen und Ecken hineindichten!«

»Von den Dorfjungen traut sich kein einziger in die Höhle hinein,« sagte seine kleine Begleiterin.

»Wohl aber meine Liesel!« dachte der Onkel und hatte seine helle Freude daran.

Mit lachendem Gesicht und ganz ruhig stand das schlanke Figürchen neben dem Onkel in der Mitte der Höhle. Ruhig und aufmerksam sah sie sich rings um.

»Ich fürchte mich nicht,« sagte sie mit heller Stimme. »Wovor denn auch? Berggeister gibt's nicht, das hat mir Vater ganz bestimmt gesagt. Ich will mich doch nicht fürchten vor Dingen, die gar nicht auf der Welt sind; ich –«

In diesem Augenblick zuckte sie aber doch ein wenig zusammen. Ein wütendes, rasendes Gebell erhob sich draußen vor der Höhle. Aber gleich winkte die Kleine dem Onkel lieblich lächelnd zu: »Das ist ja nur Wolf, der Wolfshund vom Doktor, der nimmt ihn immer mit, wenn er im Wald spazieren geht. Wolf, kusch!« rief sie hinaus. »Ich bin's ja! Wir sind's ja! Kusch, kusch, mein Wolf!«

Augenblicklich verstummte beim Klang der hellen Kinderstimme das rasende Gebell draußen. Der Onkel zündete ein neues Streichholz an und kroch vorweg, Liesel folgte ihm ein wenig gebückt. So verließen beide die Höhle. Der große, wild aussehende wolfartige Hund, der mit seinem Herrn auf dem Waldwege stand, erhob bei Liesels Anblick ein Jubelgekläff. Das Kind hatte zu tun, seine ungebärdigen Liebkosungen von sich abzuwehren, und es tat es freundlich lachend. »Ihr seid ja jetzt riesig gute Freunde!« sagte der alte Doktor zu Liesel, nachdem die beiden Herren sich begrüßt hatten. »Das freut mich! Hab' ich's nicht immer gesagt: Der Wolf ist gut? Vor dem braucht niemand Angst zu haben!«

Liesel sagte, immer den ungebärdigen Wolf streichelnd und tätschelnd: »Ja, ja, ja, gutes Wolfel! 's ist schon gut! Ich hab' dich ja gern! Bist ein lieber Kerl! Bist mein Wolfel! Kusch, kusch! Nicht so wild, mein Wolf! Ich glaub' dir's schon!«

Ein schweres Auseinanderkommen war's. Der Doktor mußte seinem treuen Wolf dreimal pfeifen, ehe er von Liesel wich. Und vor diesem guten Tier hatte sich Liesel früher so entsetzt! Sie erzählte es dem Onkel beim Weitergehen. Der wild aussehende Hund hatte ihr einen großen Schrecken eingejagt. Schreiend war sie ein paarmal vor ihm davongelaufen. Da war der Hund ihr kläffend nachgesetzt. Ihr Herz war ihr fast zersprungen vor Angst. Erst als die Mutter ihr ernst zugeredet hatte, sie solle sich doch bezwingen, den Hund ruhig an sich herankommen lassen und ihn einmal streicheln, er tue ihr wirklich nichts, da habe sie sich nach schwerem Kampf ein Herz gefaßt. Zuerst habe sie ihn freilich nur mit einem ausgestreckten Finger ganz von fern angetippt, und da habe der Hund auch sofort gewedelt, und jetzt sei er ganz zahm und zutraulich geworden und ihr bester Freund unter allen Dorfhunden. – So erzählte Liesel dem Onkel beim Bergansteigen von lauter kleinen Tapferkeiten, von lauter Angstüberwinden. Sie wollte sich nicht rühmen und sprach nicht eitel, nur wie man von einem fröhlichen Siege nach erstem Kampfe spricht. Schließlich sagte sich noch: »Onkel, ich glaube, ich habe nun Mut gelernt!« Der Onkel entgegnete, das sei ein großes Glück. Mut brauche man sehr nötig im Leben. Er erzählte manchen Fall, wo er ihn selbst gebraucht. Onkel Hans war ein großer Reisender, ein Erforscher fremder Erdteile. Zur Überarbeitung eines Werkes über seine letzte große Afrikareise war er jetzt auf ein paar Wochen zu seinem Bruder und seiner Schwägerin nach Thüringen gekommen. In einer Woche war die Arbeit getan, und dann hatte er eigentlich wieder abreisen wollen. Er war nicht ganz gesund aus der heißen Fieberluft Afrikas heimgekehrt, und der Arzt hatte ihm gesagt, den Herbst im Waldgebirge könne er jetzt unmöglich vertragen; ehe er käme, solle er unbedingt in die wärmere, geschütztere Stadt heimkehren.

Anfang November war's, die eigentliche, richtige Herbstzeit, die Zeit, in der die Stürme sonst am wildesten brausen, die Tage so bang und dunkel sind und so viel Regen fällt.

Aber wie ganz anders war es in diesem Jahr im Thüringer Wald! Wohl sang der Sturm sein wildes Lied, aber die Luft war noch weich und warm, die Sonne schien, die Waldwiesen waren noch grün und saftig und alle Moose noch frisch. An den Bäumen hing noch das Laub. Feuergelb, rot und goldig braun leuchtete es von den Waldrändern in den tiefen Tannenwald hinein. »Wie wenn durch schmale, bunte Kirchenfenster die Sonne scheint,« sagte der Onkel eben, als die beiden Wanderer sich der Waldwiese auf der Bergeshöhe näherten. »Nein, wie das noch warm und schön ist! Wie das wohltut, dieses Wandern in eurem Wald!«

Liesel jauchzte. »Lieber, lieber Onkel! Und nicht wahr, solange es so schön ist, bleibst du noch da? Bitte, bitte, bleib doch noch lange, lange! Gehe doch noch nicht fort!«

Der Onkel sagte gerührt: »Ja, Herzenskind, ich bleibe bei euch, solange dieser liebe, alte Sommer lebt, der, wie's scheint, gar nicht sterben kann!«

Auf der Waldwiese oben schwieg der Wind. Unter blauem Himmel mit schneeweißen Wolken, im heitern Sonnenschein lagen die Berge, aus deren dunkelgrünem Tannenbestand rot und golden die noch fast unversehrte Laubpracht hervorflammte. Onkel und Nichte konnten sich nicht satt sehen. Als Waldkind wußte Liesel auch schon trotz ihrer jungen Jahre, wie schön das war. Freilich, die letzten Gänseblümchen und niederen Glocken auf der Wiese entlockten ihr fast noch größeren Jubel als die im Sonnenschein ausgebreitete Bergwelt. Als Onkel und Liesel sich dann auf einen kleinen Erdhügel setzten und der Onkel das mitgebrachte Vesperbrot aus der Tasche zog, war Liesel erst recht keine Spaßverderberin. Fröhlich wurden die schönen, frischen Buttersemmeln mit Äpfeln und den süßen Kernen großer Walnüsse aus dem Garten verzehrt. Das schmeckte köstlich in der freien, frischen Luft.

»Das Papier stecken wir hübsch da hinein in die Baumhöhle, Onkel, daß es nicht unordentlich herumliegt. Butterbrotpapiere auf den schönen Waldwiesen kann Papa gar nicht leiden!« sagte Liesel nach beendetem Schmaus. Es war eine mächtig dicke, ausgehöhlte Baumwurzel, die sich da neben einem verwitterten Baumstumpf am Boden ausbreitete. Liesel fuhr ein Stück mit der Hand hinein.

»Nein, wie das tief geht,« sagte sie verwundert und machte einen Versuch, den Arm bis an den Ellenbogen hineinzuschieben. Mit lachenden Augen sah sie dabei zum Onkel auf. Plötzlich aber zuckte sie heftig zusammen. Ihre kurz vorher noch so frohen Augen blickten entsetzt und starr.

»Onkel! Onkel!« schrie sie gellend auf und zog den Arm mit jähem Ruck zurück. Ganz weiß im Gesicht, an allen Gliedern zitternd, warf sie sich dem Onkel in die Arme.

»Onkel – Onkel – Onkel!« rief sie immer wieder mit bebender, zitternder Stimme, mit Gewalt das Schluchzen unterdrückend, das ihren ganzen Körper erschütterte.

»Mein Liebling,« redete der Onkel besorgt auf sie ein, »rede doch! Was ist dir denn? Was ist denn geschehen, Liesel, meine Liesel?«

Aber diese konnte kaum reden, so schüttelte es sie. »Onkel,« rief sie endlich, sich mit Gewalt zusammennehmend, »sei doch nicht böse! Verachte mich nicht! Ich will mich ja nicht fürchten! Aber was darin ist, das ist zu entsetzlich! Ich bin so sehr erschrocken! So unheimlich hat's mich angefaßt, etwas Krabbliges, Furchtbares. O Onkel, lieber Onkel!«

Sie wollte den Onkel anlächeln, sich zusammennehmen mit aller Kraft. Aber die großen, heißen Tränen brachen wider ihren Willen aus den Augen. Dicht an den Onkel geschmiegt, ihn fest umfassend und bei ihm Schutz suchend, verharrte sie ein Weilchen. Und der Onkel streichelte ihr sanft die Backen, tadelte sie mit keinem Wort, sondern tröstete nur immer: »Fasse dich doch, Herzel! Sei ruhig! Ich bin ja bei dir! Wenn du dich erholt hast, sehen wir einmal nach, was es ist, das dich so erschreckte.«

»Nein, nicht nachsehen, nicht nachsehen!« rief Liesel schaudernd und scheu.

Der Onkel jedoch entgegnete freundlich, aber bestimmt: »Doch! Wir müssen wissen, was unserm tapfern Kinde solche Angst eingejagt hat. Meinst du das nicht selbst, wenn du dir's überlegst, daß wir sonst beide gar zu feig wären?«

Liesel nickte ernsthaft und nahm sich nun fest zusammen. Sie ließ den Onkel los und trocknete die Tränen. Mit großen, aufmerksamen Augen sah sie zu, wie der Onkel nach einer Weile neben der Wurzelhöhle niederkniete und den Oberkörper tief zur Erde bog, um erst einmal in die Höhlung hineinzublicken, ehe er den Arm in dieselbe schob. Dabei ging plötzlich ein helles, freudiges und gerührtes Lächeln über sein Gesicht.

»Du hast recht, Liesel, darin wohnt jemand, der bewegt sich ganz leise,« sagte er, und seine Stimme klang auf einmal auch leise und eigentümlich zart. »Warte, ich will dir's gleich herausholen.«

Sommerseelchen

Sommerseelchen.

Liesel fuhr zusammen und wehrte scheu und erschrocken ab: »Nein, nein!«

Aber der Onkel steckte nun schon vorsichtig die Hand in die Höhle. »Es ist etwas Liebes,« sagte er beschwichtigend, »habe nur keine Angst!«

Und damit zog er den Arm schon wieder heraus. Vergnügt und geheimnisvoll lächelte er Liesel an.

»Da, guck mal!« sagte er dann und hielt ihr die wie ein Schüsselchen geschlossene Hand entgegen. Ein Schmetterling, ein großes, buntes Pfauenauge saß darin mit matt zitternden Flügeln und zuckenden Fühlhörnern.

»Das war's, das Entsetzliche! Sieh, meine Liesel, ein kleiner, sanfter Schmetterling, nichts weiter!«

Da schüttelte Liesel staunend, ungläubig den Kopf.

»Nein, nein, nein! Ein Schmetterling, das kann ja doch nicht sein! Wie wäre denn das möglich, daß ich darüber erschrocken wäre, daß es mir so furchtbar war, als es mich berührte?«

»Möglich ist's schon, und du brauchst dich auch nicht zu schämen. Bleibst doch mein tapferes Kind!« erklärte der Onkel. »Gerade die überraschende, leise zuckende Berührung der feinen Flügel und der dünnen, harten Fühlhörner aus dem Dunkel heraus hat meine Liesel so unheimlich und fremd durchzuckt, die ihre Furcht vor Sturm und Blitz, vor dunklen Höhlen und wilden Wolfshunden bezwang und sich nun vor solch einem kleinen, unschuldigen Ding so sehr entsetzte.«

»Ja, ich dachte, es wäre etwas ganz Großes. Die Schmetterlinge sind ja eigentlich auch tot!« flüsterte Liesel, leise sinnend.

Der Onkel nickte. »Ja, so kann man sich täuschen! Der Sommervogel hat sich wohl das warme, dunkle, heimelige Stübchen hier auch nur ausgesucht, weil er müde war vom langen Sommertanz und sich vor dem Winter fürchtete, denn den fühlt so ein Tier voraus. Es hat gewiß noch nicht sterben können wie die meisten seiner Brüder, weil der Sommer auch noch nicht gestorben ist. – Aber nun komm! Wir wollen ihn mit heimnehmen und auf den Blumentisch setzen. Sommerseelchen wollen wir ihn nennen. Meine Hand ist groß. Ganz behutsam kann ich es darin tragen, ohne daß es sich verletzt und stößt.«

So geschah es auch.

Sommerseelchen hat noch acht Tage zwischen den Blumenstöcken auf dem Blumentisch gelebt. Es ist ganz zahm geworden und hat oft mit seinen zitternden Flügeln und leise knisternden Füßchen auf Liesels Finger gesessen, um Honig oder süßen Zuckersaft zu saugen, mit dem diese ihren Zeigefinger zur Labung und Bewirtung für den lieben Gast bestrichen hatte. In der Stubenwärme und dem freundlichen Sonnenschein hat es seine Flügel oft wohlig und weit ausgebreitet. Liesel konnte sich dann gar nicht satt sehen an den vielfarbigen Ringen der großen Augen auf seinem braunsamtenen Kleide.

»Lebt denn Sommerseelchen noch?« war jeden Morgen Onkels erste Frage, wenn er zu den andern ins gemütliche Frühstückszimmer trat.

»Ja, es lebt noch!« riefen dann alle einstimmig, heiter und froh.

Die Sonne schien, draußen schwebte ganz leise, leise wie im Spiel das goldige Birken- und Kastanienlaub von den Bäumen. Das erste Ofenfeuer knisterte. Aber auf den blauen Herbstveilchen, die noch im Garten gewachsen waren, saß das Pfauenauge und klappte leise mit den schönen Flügeln, immer ein bißchen müder von Tag zu Tag.

Dem Sommerseelchen war's wohl bei den lieben Leuten im friedlichen Haus.

Aber eines Tages lag es doch tot zwischen den Blumentöpfen auf dem Blumentisch. Liesel trauerte um das Tierchen, das sie nie vergessen wird.

An diesem Tag hat sie auch sehr geweint, zum ersten Male seit dem heftigen Schreck auf der Rodenbergswiese, und zwar weil der Onkel abreiste, den sie so lieb hatte. Der kalte Herbst war mit Schnee und eisigem Regen über Nacht wild hereingebrochen ins kleine, frohe Dorf im Thüringerwald. Da mußte Onkel in die Stadt zurück, um sich dort neu zu stärken, bevor er wieder hinauszog in ferne Länder in Sturm und Gefahr.


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