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Die Wittwe.


Des Weibes Doppelleben ist nun aus! –
Die Mutter waltet geltend noch im Haus;
Ihr Glück ist nun: das Leben nachzuträumen,
Als Herrin mit sich Eins, nichts zu versäumen.
Doch auch das heimliche Verklären
– So fragt der Tod – wie lange soll es währen?

So war Eleonore denn Wittwe, sie weinte die Blätter der Handschrift so naß, daß sie am Morgen aussahen, als wenn sie des Nachts im Thaue gelegen. Selber der glücklichste Mann verläßt sein über alles Nöthige (das nécessaire der großen Welt) gehobne Weib in einem traumähnlichen Zustand; sie ist wie zerknickt, halb, sie ist nichts; die Wahrheit der Tage hat ihr aufgehört, die Freuden sind Schatten geworden, und alle Leiden, die wie Gespenster sich jetzt an sie wagen, da sie aus dem magischen Kreise des Zaubrers getreten, der sie alle bannte, befallen ihr Muth und Herz jetzt schwerer, und beugen sie tiefer, da sie glaubt, allein zu stehn, und in Wahrheit ihr Leben als Weib nun aus ist, und daß der Himmel über ihr noch so blau ist, die Erde noch immer so fruchtbar, daß fröhliche Menschen darin leben, und neuer Frühling wird, das ist ihr erst recht unbegreiflich, das beugt sie erst vollends zur Erde – mit dem Gesicht und der Brust auf den schweigenden Hügel des Todten, der Alles ihr war, wie sie klar jetzt sieht, als wären tausend Schleier von ihren Augen gefallen, die zwischen ihr und dem Manne gehangen, so lange er lebte und alle Morgen um sie war, alle Abende, alle Tage, Jahr aus und Jahr ein. Ich aber bin eine unglückliche Wittwe, sprach sie, denn eine Wittwe muß das Unglück ihres Mannes an seinem Grabe, wie eine schwere Bürde, sich aufladen, und durch öde, schwarze Tage bis einst in ihr Grab tragen. Und ich bin elender als die beglückten Wittwen alle, die doch ihrem Manne, auf eine weiche Stelle gelegt, sein Haupt unterstützt, seinen letzten Blick gesehn, seinen Segen und seinen tausendfachen, unaussprechlichen Dank empfangen, ihm dann die Augen zugedrückt, und seine auf ein Mal stille Gestalt in das stille Grab beschickt, und doch gesehn, wie doch alle die Wunder sich zugetragen, doch alle die Wunder glaubt und glauben muß und kann, wenn sie sie auch nicht begreift und vergessen möchte. Und durch Wen bin ich Wittwe? – Sie konnte das Wort nicht aussprechen, durch meinen und seinen Sohn, den armen, guten, mich liebenden Sohn. Das war ihr zu schrecklich zu denken, wie eine Höllenthür, die Jemand mit Gewalt aufreißen und zu ihr herein stürmen wollte, hielt sie die Pforte der Vergangenheit, die Thür ihrer Erinnerung, fest mit Gewalt zu, und blieb, wenn auch mit Herzklopfen und Angst, diesseit bei Sonnenlicht und Menschen. Und die Pfeile des Schmerzes dröhnten noch lange des Nachts an die Thür, aber sie rettete sich in ihre Liebe, in den ihr und jeder Wittwe stets offen bleibenden magischen Kreis, darin ein Gott sie beschützte. Sie hatte ein Muster von Treue und Liebe sein, dem ihr durch Vater und Welt zugeführten Mann anhangen wollen, ohne Vorbehalt, wenn er es verdiene. Sie nur hatte den Lohn oder doch das Bewußtsein ihrer Redlichkeit sich verdienen wollen, und im längsten, im äußersten Kampfe sich redlich verdient. Und hatte im letzten die empörte Mutter das verzweifelte Weib fort von dem Vater und Manne gerissen, so hatte sie doch sogleich zu ihm zurückkehren gewollt, als seine ausgeworfenen Netze sie selbst gefangen und festgehalten. Sich selbst also wollte sie vergessen. Aber, seufzte sie oft, sind nicht die Kinder der einsamen Mutter Trost? Ist ihr Gesicht, das dem Vater gleicht, eine Eigenthümlichkeit, eine Geberde, eine Weise zu sein und sprechen, selbst eine holde Unart nicht ihre Freude? Lebt sich fort als Vater, indem sie die Kinder erzieht, wie er den Grund gelegt, die Bahn gebrochen, die Weisung gelassen. Ich habe keine Kinder! Und schlimmer, ich habe unglückliche Kinder, entehrt, verwiesen, verarmt, unglücklich gewiß ohne mich. Dann weinte sie wieder lange. Doch es blieb Alles so, wie der Tod und das Schicksal es festgestellt. Sie hatte vergeben, ja sie fing wieder an, das Gute und Edle in ihrem Manne zu lieben, und mit diesem wieder den ganzen Mann, wie sie es im Leben leicht mit dem Lebendigen gekonnt, und geübt. So ward ihr auch wieder wohl. Um sie war Niemand als die ihr schrecklichste Tochter der Dina, und eine Katze, die ihre Lehrerin ward. Denn die Katze naschte ihrer Natur nach von Allem, verzehrte es – so lange sie frei war und nicht sollte. Wenn aber Eleonore sie zu den Speisen, selbst zu dem kleinen Töpfchen Milch einsperrte und Tage und Nacht darinnen ließ, dann schrie sich die Katze fast todt, und kam abgemartert und verhungert heraus und war böse, ja tückisch, tagelang. Die Katze ist das Symbol der Freiheit; dachte dann Eleonore. Ihr darin gleich war mein Mann; so lange er frei, wie als Herr geboren durfte, that er unermüdlich und unbelohnt von selber Unglaubliches, Gutes und Edles! Als er aber anfing, nur zu ahnen, daß er es werde thun müssen, oder sollen, da fühlte er sich als Sklave, und that Werke des Sklaven, arge und böse zum Schein, und Abscheuliches selber. Doch nur aus dem stolzesten, edelsten Wesen des Menschen, der Freiheit. O könnte ich die Katze in alle Welt schicken als unwiderlegliches Werk der Natur, zu lehren, was Mangel der Freiheit für Sklaven mache! – So hatte sie nun einen Schatz an der Katze. Sie erhielt aber auch einen Hund, einen Gesellschaftscavalier, als sie der Königin die Handschrift mitgetheilt oder zurück geschickt, sie wußte nicht, welches Wort auf die Sache paßte. Die Königin schickte ihr dafür ihren kranken, von einem Mard zerbissenen Hund, den sie wahrscheinlich, dem Adel zum Spott, Cavalier genannt, ihm Wagen und Pferde hielt, wenn er ausfahren wollte, was seine Wärterin, eine Hofdame, dem Cavalier daran abmerken mußte, wenn er auf das Fenster sprang und an die Scheiben boll. Auch auf ihren Todesfall war für den Cavalier auf Lebenszeit desgleichen gesorgt. Diesen Gesellschaftscavalier sollte Eleonore heilen – sie erröthete, aber nicht gedemüthigt, aber doch voll Demuth that sie auch das, dem leidenden Thiere zu Liebe, behielt ihn so lange als möglich, und schickte mit ihm dann ein Gedicht zurück, in welchem sie das schlechte Leben und den schlechten Lohn eines Cavaliers am Hofe schilderte. Sie durfte kein Messer haben, keine Scheere, ja keine Nadel, keinen Faden Seide zum Sticken, worin sie Meisterin war, und sie lächelte darüber, als wenn sie sich dann das Leben nehmen würde, wenn man sie lange nach einer weiblichen Waffe begierig gemacht. Auch Licht hatte sie nie, und die Sonne schien nie zu ihr herein. Endlich kam ihr in ihre Düsternheit ein Trost, wie vom Himmel! Ihr alter Lehrer Doctor Sperling, der über ihrem Gewölbe saß, hatte ein kleines, rundes Loch in demselben gangbar gemacht, und sie hörte mit Entzücken wieder eines Menschen, eines Freundes Rede, als er wunderlich dadurch herab sprach: Das ist gut! Sehr gut. Wohlgebornes Fräulein können doch mich nun hören, ich kann doch fragen, wenn ich auch nie eine Antwort erhalte! Ich muß denken, ich sitze am Bett eines schweren Patienten! Singen würde ich herauf hören, als wohnten die Lerchen in der Erde und ich armer Sperling im Himmel.

So sang sie denn manchmal des Nachts ihm zu Liebe ein Lied, und er erzählte ihr am liebsten von seiner Frau, und sie konnte aus den nach und nach auslöschenden, schwächern Worten schließen, daß er vor Kummer, mit dem Munde über dem Loche auf der Erde liegend, eingeschlafen war. Sperling, der droben in's Freie sehen konnte, wenn auch durch Gitter, verkündigte ihr alle Frühlinge, daß es herrlich draußen grün werde! Oder die Sommer, daß die Saaten auf Amak wallten wie Wellen! Oder die Herbste, daß Baum und Anger falb sei! Oder die Winter, daß wieder der alte Schnee neu die Erde bedecke! Oder daß ein prachtvolles Nordlicht am Himmel strahle und in zuckenden Lichtern mit sich kämpfe. Nur wenn es donnerte, merkte sie selbst, daß draußen herrlicher Sommer, lieblicher Duft, erquickende Frische walten möge. So lebten sie sechs lange, lange Jahre. Ein neuer König stieg auf den Thron, sie hörte von ferne die Feier, als wenn es im Grabe oder bei Erdgeistern geschähe. Aber die Königin Wittwe blieb noch leben, denn weder Eleonore noch Sperling hatten nicht Trost, nicht Hoffnung davon. Das ist gut, sehr gut, raunte Sperling herab, daß ein Doctor auch sterben muß! Dero Herr Bruder war also nicht Dero Kerkermeister, sondern Dieselben haben bloß eine Kerkermeisterin. Ein Gedicht auf die neue, edle Königin brachte Eleonoren doch ein Zugrohr für den Rauch ein, und niemals hat sich eine Dichterin belohnter gefühlt. Zu Sperlingen durfte zuweilen sein nun erwachsener Sohn und Doctor Otto Sperling der Jüngere, dem der Alte das Leben Eleonorens in die Seele dictirte. So lebten sie wieder zwölf lange, lange Jahre. Endlich sprach Sperling nicht mehr. Sie hörte den dumpfen Ton seiner Fußtritte nicht. Stumm, gewiß sprachlos, vermachte er ihr sein einziges, liebstes Gut, den seidnen Strick, daran sich seine liebe, gute, brave Frau gehangen; er ließ ihn durch das Gewölbloch herunter und er fiel dürr und trocken, im Kreise geringelt, zusammen vor ihre Füße wie ihre Schlange. Und droben klang ein dumpfer, schwacher, hohler, entsetzlicher Laut dazu. Dann war es droben drei Tage todtenstill. Dann hörte Eleonore mit Schrecken Getrappel die Treppe herunter, es klopfte leise an ihre Thür, daß sie bebte, und der alte, redliche Freund war fort, und es blieb still über ihr, und seine Stimme verkündigte ihr nicht mehr den Aufgang der Sonne, oder das Nordlicht. Das ist gut, sehr gut für den Glücklichen! sprach Eleonore. Nachdem sie nun zwanzig lange, unendliche Jahre gefangen im Kerker geschmachtet, erfuhr sie, daß ihre beiden Töchter Ellen und Hedwig sich als Töchter der Niobe verkleidet und zur Königin Wittwe Sophia Amalia in den blühenden Garten gegangen, um für die Mutter zu bitten; als sie aber den Namen Eleonore Ulfeld genannt, hatte sie die Königin selbst mit einem abgerissenen Baumzweig hinaus gepeitscht. Aber die hatte dabei sich erzürnt und erhitzt und erkältet, und so starb die rachsüchtige Frau noch an ihrer Rache an dem Namen und Schatten Ulfeld. Aber auch dann noch mußte Eleonore drei volle Jahre gefangen bleiben. Ein Weib erbarmt sich eines Weibes, ein edles Weib eines edlen Weibes, ja der Verworfenste selber aus desto größerer Milde zum größten Verdienst. Hier aber erbarmte sich ein unglückliches Weib des andern; denn die neue Königin Charlotte Amalie fühlte sich tief gebeugt, da sich der König in Sophie Amalie Moth, die schöne Tochter seines Leibarztes, in aller Art verliebt hatte, und kleine Gyldenlöwen von ihr im Schlosse umher liefen. Darum gedachte sie fleißig und hülfreich an alle unglücklichen Frauen im Lande und verschaffte auch endlich Eleonoren die Freiheit.

Mitten im blühenden Mai 1685 trat sie – fünf und sechszig Jahr alt – hinaus; um die blühenden Kastanienbäume, diese grünen Bäume mit weißen Bäumchen, wie Christbäume, angeputzt, schwärmten Bienen statt der Kinder – da stand ihres Vaters Schloß! Da hatte sie wieder einen Schatten, denn die alte, warme Sonne beschien sie wieder. Aber von all' der Herrlichkeit abgewendet, staunte und starrte sie den blauen Thurm an, wie eine große, alte, gebräunte Papyrusrolle oder ein gemauertes Buch voll Gedanken, die nun in alle Winde flogen, wie Fledermäuse, als brenne der Thurm ab. Das Meer warf seinen Sonnenspiegel ihr wieder in's Auge, der Wind kräuselte es wieder, Wolken zogen am Himmel, Gestalten wie alter, schlafender Götter, wie Drachen und Wallfische der Luft und die Erde war ihr ein Traum und ihr Leben, ihr Dasein ein Traum. Ihre Töchter fielen ihr zu Füßen, Ellen und Hedwig, aber sie kannte die alten Damen nicht, bis sie sich nannten. Die neue Jugend, das neue Alter von Copenhagen war auf den Beinen, sie zu sehen. Denn wie im Grabe war sie jung und schön aufgehoben worden, und wie eine Wiedererstandne erschien sie alt und wunderbar. Und die Menschen staunten sich satt an der Vergänglichkeit und erkannten daneben und rings um sich das ewige Leben der Welt einen Augenblick und schlichen dann sinnend und still und betreten in ihre Werkstatt. So geführt von ihren Töchtern und begleitet genug, betrat sie wieder ihr Haus, der Ohnmacht nahe. Sie hatte 23 Jahre keinen Spiegel gehabt, ihre erste weibliche Bitte war: ein Spiegel. Er ward ihr gebracht. Sie blickte nur von der Seite hinein, hielt ihn dann steif mit der linken Hand, sah daneben weg, und nach dem ersten Ernst trat ein Lächeln in ihr Gesicht, das ganz zu verstehen, Menschen nicht gegeben ist, denn es stand wie die sichtbare Unsterblichkeit nah', und doch fern und hoch über Zeit und Raum, und ein Gott hätte sie unaussprechlich schön gefunden und war ihr zu Füßen gefallen, aber die sterblichen, elenden Menschen und selbst die alten Weiber sagten: Wie sind Wir alt geworden. Ihr aber war das lieb; denn mit der ihr wieder erwachten Welt, war ihr Corfitz ihr wieder im Herzen erwacht – und sie begehrte sein Bild von der Brust in den funkelnden Thränen der Götter, den Diamanten, hin – und sie konnte noch ein Mal weinen mit den alten Augen und die Thränen entstellten sie nicht, wie sie da saß, hold und noch liebend und blaß im Silberhaar. Die Stadt, die steinerne Korallenbank der Menschen, erschien, was sie war, ein Zauberort, jedes Haus eine sonderbare Hexengrotte, denn nun kamen, wie einst im Traume, die großen Meerweiber, nun kamen die alt gewordenen jungen Weiber, ihre alten sonst jungen Bekannten und weinten und beweinten und beklagten sie – und sie sah sie an und faßte sie nicht. Denn ihr war wohl, ihr war immer wohl gewesen, denn, sprach sie, Unglück stört die Liebe nicht, und Tod hebt nicht die Treue. Ich sehe aus, als wär' ich nur Eine! Aber glaubt mir, ich bin Zwei! ... Muschel – und Perle. Auch die Königin kam, die sie vorher nie gesehn, ihr neu und schön, wie aus einer großen Blume gestiegen, und Kinder kamen, ihre Enkel und Urenkel, und die Welt erschien ihr einen Augenblick wie ein himmelblauer Feuerstein, aus dem still Funken fallen und leben und lieben, bis sie die Erde wieder einsaugt. Der Königin war sie ein Schatz vergangener Tage, aber Eleonore hatte nur alles Liebe und Gute von den Menschen behalten, das Andere alles vergessen. Sie wollte sie bei sich behalten. Aber der Andrang ward zu groß, der Fragen wurden ihr zu viel. Der König schenkte ihr das Kloster Marieboe auf Laaland und reichlich zu leben und reichlich wohlzuthun. Ihr Sohn Christian, hörte sie ohne zu fragen, lebte als Abt in Paris. Ihr Sohn Ludwig war bei Erstürmung einer Veste auf Kreta geblieben. Ihr Sohn Leo, der unter einem fremden Namen in Spanien sich empor gearbeitet, um endlich, endlich durch seine Reinheit und Kraft den Namen Ulfeld wieder zu Ruhm und Ehren zu bringen – so hatte die Wuth des Vaters in ihm fortgezeugt mit der Tugend – war Vicekönig von Catalonien, und durch sein Weib war ihm Wallenstein's Schloß in Sagan zugefallen. Sie ließ das Alles gut sein, und segnete alle Welt – und freute sich doch, denn sie war ihr Herz noch nicht los. Darum schrieb sie ihr Leben auf. Ja, sich selbst für eine mütterliche, treue Heldin haltend, schrieb sie auch mit ihres jungen Freundes, des Doctors Sperling Hülfe das Buch: Preis der Heldinnen. Zuweilen hatte sie gern Gesellschaft um sich, und Kinder immer gern, während sie für die Kirche zu Marieboe ein Altartuch stickte. Ihr Herz war so fest geworden, daß sie auch ihres Corfitz's Halbschwester zu sich nahm, mit alle den Merkwürdigkeiten, welche seine Mutter Brigitta Brokkenhuus gesammelt. Sie verwehrte diese, ihr nur wie Dinge aus Träumen erscheinende, Sammlung noch mit Ulfeld's großem Riesenantlitz auf dem Schweißtuch, und mit dem Allerfurchtbarsten, seinem geheimen Gedenkbuch. Und als sie, 77 Jahr alt und lebenssatt, zu sterben kam, da legte sie sich selbst in das wunderbare Zimmer als sein reines Opfer dazu hinein. Wenn aber seine Mutter selbst noch immerfort aus ihrem Bilde mit bittrem Gesicht auf die gestorbene Eleonore hernieder zürnte, so schien es doch, daß ein ganz anderes Riesengesicht vom Himmel im klarsten, heitersten Frühlingssonnenschein auf das treue, liebende Weib hernieder blicke und liebe; denn das Gesicht der stillen Todten war voll Freude und Seligkeit. Denn so sehr sie auch ihren Mann geliebt, so war doch ihr Herz ohne ihn wieder zum Kinderherzen geworden. Sie hatte ihre über Alles geliebte Mutter zu sich an ihr Sterbebette kommen gesehen, sie hatte sich aufgerichtet, vor Entzücken geschluchzet und war an der Mutter Brust gestorben. Darum strahlte ihr Antlitz von Freude und Seligkeit.

Ende.


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