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4. Durch des Tages Mühen und Geschäfte kann nur Gottes Weisheit führen.

Die Kostbarkeit der Gnadenzeit

Ein Augenblick der kurzen Gnadenzeit
Ist köstlicher als alles Gut auf Erden:
Verlier ihn nicht, es kommt die Ewigkeit:
Hier säet man, dort wird geerntet werden.

Herzensgedanken bei der äußeren Arbeit

O Weisheit, aller Himmel Zier,
Komm von dei'm Glorie-Sitz,
Komm und arbeite du mit mir,
Dein schwaches Kind beschütz.

Sei mein Gesellschaft bei dem Werk,
Daß ich mich nicht zerstreu;
Mich stetig führe, rat' und stärk',
Daß ich dein Werkzeug sei.

So werd' ich Gott gefällig sein
In allem, was ich tu:
So bleib' ich froh in Müh' und Pein,
In stiller Geistesruh.

Seelenseufzer vor und unter den Berufsgeschäften zu singen

In Jesu Namen ich alleine
Fang wieder mein Berufswerk an:
O möcht' ich's tun, wie er's getan!
Sein' Arbeit heilige die meine,
So ist sie reine.

Herr, hilf! ohn' dich geht es nicht richtig,
Drum halt mich, daß ich hang an dir,
Du selbst mir rat', mich stärk', mich führ';
Ich bin arm, kraftlos, unvorsichtig,
Blind und untüchtig.

Laß mich in dir tun meine Werke,
Gleichwie ein Kind von guter Art,
In deiner Vaters-Gegenwart:
Die gebe mir Mut, Trost und Stärke
Bei meinem Werke.

In allem ich dir Vollmacht gebe:
Brich meinen Willen ganz entzwei,
Damit ich nur dein Werkzeug sei,
Dir nach den Augen seh, dir lebe,
Dir nur anklebe.

Herr, ein einfältig's Aug' mir gib
Beim Werk, nicht Geld- und Weltbegier;
Rein, Herr, nur zu gefallen dir,
Dir zu gehorchen, deine Liebe
Sei nur mein Triebe.

Laß mich's, durch solchen Trieb bewogen,
Mit sanftem, stillem Wesen tun,
In Unruh heimlich in dir ruh'n,
Bedachtsam, treu und eingezogen,
Kindlich gebogen.

Wie du es fügst, bald tun, bald lassen;
Bald geht's nach Wunsch, bald wider Will';
Drin halt ich ohn' Verdruß dir still.
Im Kreuz und Trübsal gleichermaßen
Mach mich gelassen.

Bewahr du selbst mein Herz und Glieder
Vor Eigenwill, Verdrießlichkeit,
Vor Unlust, Sorg' und Triftigkeit;
Sinkt oft der Sinn zu tief drauf nieder,
So ruf ihn wieder.

Zu merken auf dein's Geistes Rühren,
Laß unter den Geschäften sein
Mein großes Hauptgeschäft allein:
Sein helles Aug' mein Tun probiere,
Mich leit' und führe.

Du aller Dinge Grund und Leben,
Gib, daß ich dich anbet' und spür'
In allem, was dem Sinn kommt für;
Laß stets mein'n Geist zu dir sich heben,
Dir Ehr' zu geben.

O daß bei allen Atemzügen
Ein stiller Seufzer aufwärts ging,
Der kräftig in dein Herz eindring!
Möcht' ich, sooft mein Herze schlüge,
Mich vor dir biegen!

Du, Herr, mir Rat und Weisheit gib,
Wenn ich mit Menschen um soll geh'n:
Laß es in Jesu Geist gescheh'n,
In Sanftmut, Demut, Einfalt, Liebe,
Aus reinem Triebe.

Sein Jesusbild aus mei'm Gesichte,
Sein Licht aus Wort und Wandel leucht',
Daß auch des Nächsten Herz, erweicht
Durch Buß', dir und dei'm Werk beipflichte,
Bestraft vom Lichte.

Laß mich doch denen ja nicht gleichen,
Die nur wie Schweine in dem Kot
Der Erde wühlen bis in Tod,
Die hier ihr Gut und Teil erreichen
Mit jenem Reichen.

Weg mit den eingebild'ten Schätzen,
Die doch so leicht und bald vergehn!
Hier Jesum lieben, dort ihn sehn,
Den Schatz kann Rost noch Dieb verletzen,
Der kann ergetzen.

Laß kein Ankleben mich auch hindern,
Von dem, was bei der Arbeit mir
Dein Hand zuwirft, auch mit Begier
Zu geben dir in deinen Kindern,
Ja selbst den Sündern.

Bei aller Arbeit und Beschwerde
Befördre du dein Werk in mir;
Dies Eins mein Ziel sei für und für,
Daß ich mit dir vereinigt werde,
Noch auf der Erde.

Bis ich der Unruh' überhoben
Und frei von Mühe, Furcht und Pein
Dies einzig mein Geschäft wird sein,
Dich schauen, lieben, ehren, loben
Auf ewig droben.

Wann die Glocke schlägt

Wiederum ein Augenblick
Meiner kurzen Zeit zurück!
Treuer Freund, ich danke.
Halte mich auf diese Stund'
Fest in sanftem stillem Grund,
Hilf, daß ich nicht wanke!


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