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Nachwort statt Vorwort

Aus buchhändlerischen Kreisen wurde ich gebeten, einen Zukunftsroman zu schreiben, der die Weissagungen der Heiligen Schrift einem weiteren Leserpublikum näher brächte und verständlich machte. Zuerst wies ich den Gedanken zurück. Als aber dieselbe Anregung wiederholt an mich herantrat und eine mehrmonatliche Stille mir die Zeit dazu gab, sah ich darin doch einen Wink, daß ich mich dieser Aufgabe nicht entziehen sollte.

Der Leser wird die großen biblischen Linien, die sich durch das Buch hindurchziehen, zu unterscheiden wissen von der eigentlichen Erzählung. Die ersteren waren mir natürlich die Hauptsache. Die zugrundeliegende Auffassung des biblischen Zukunftsbildes habe ich in meiner kleinen Schrift: »Die Wiederkunft Christi in ihrer Bedeutung für die Gemeinde Gottes und die Welt« (Gotha 1922, Ev. Buchhandlung von P. Ott) dargestellt.

Die Erzählung mußte natürlich, weil sie eben Erzählung ist, in die Zeitform der Vergangenheit gekleidet werden, obwohl sie in der Zukunft spielt. Bemerkt sei noch, daß ich im Unterschied von manchen Auslegern in der »großen Babel« nicht die abgefallene antichristliche Kirche zu sehen vermag. Die ganze Schilderung (Offb. 17, 18; 18, 11-22) paßt nur auf die große Welthauptstadt, den Mittelpunkt des Handels und des Mammonsdienstes. Die abgefallene antichristliche Kirche dagegen ist deutlich in der Gestalt des »falschen Propheten«, des »anderen Tieres« (Offb. 13, 11-17; 19, 20) dargestellt.

Was die angenommene Zeit der Erfüllung betrifft, so soll diese Annahme selbstverständlich keine bestimmte Voraussage sein. Gott hat Zeit und Stunde seiner Macht vorbehalten; alles menschliche Rechnen ist da müßig und durch alle fehlgeschlagenen Versuche widerlegt. Der Gott, der z. B. das japanische Volk in einem Menschenalter hat eine Entwicklung durchmachen lassen, zu der andere Völker viele Jahrhunderte gebraucht haben, kann auch eine Entwicklung, für die ich beispielshalber ein Menschenalter angenommen habe, auf ganz kurze Zeit zusammendrängen – oder auch auf längere Zeit auseinanderziehen.

Der Titel: »Die Herren der Erde« deutet an, daß es sich in der Zukunft um den Entscheidungskampf handeln wird, wer der Herr der Erde sein soll, der Antichrist oder Christus. Das ist denn auch das Thema des Romans. Er zeigt uns, wie der Antichrist Herr der Erde wird und dann seine Herrschaft endgültig an den neuen Herrn der Erde, Christus, abtreten muß, so daß dadurch wahr wird, was Rückert in seinem Adventsliede gesungen:

Es wollen dir der Erde Herren
den Weg zu deinem Throne sperren;
doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.
Dein Reich ist nicht von dieser Erden,
doch alle Erdenreiche werden
dem, das du gründest, untertan.

Wohl dem, der wachend und wartend erfunden wird, wenn der Herr kommt, seine Feinde zu richten, die Seinen zu retten und das Sehnen der Völker zu stillen!

Oschersleben (Bode), März 1923.

Ferdinand Brockes

 

Otto Hendel-Druckerei, Halle a. d. S.

 


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