Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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6. An Klinger

(gegen Ende Mai 1776.)

Der Doctor ist Vergnügt u. Wohl in seinem Weimar, hat gleich vor der Stadt einen herrlichen Garten welcher dem Hertzog gehört bezogen, Lenz hat den selbigen poetisch beschrieben, und mir zum Durchlesen zugeschickt. Der Poet sizt auch dort als wenn er angenagelt wäre, Weimar muß Vors Wiedergehn ein gefährlicher Ort seyn, alles bleibt dort, nun wenns dem Völklein wohl ist, so gesegnes ihnen Gott. – Nun lieber Freund leben Sie wohl, so wohl sichs in Gießen leben läßt. Ich meine immer das wäre vor Euch Dichter eine Kleinigkeit alle, auch die schlechtesten Orte zu Idealisiren, könnt ihr aus nichts etwas machen, so müßt es doch mit dem sey bey uns zugehen, wenn aus Gießen nicht eine Feen Stadt zu machen wäre. Darinen habe ich zum wenigsten eine große Stärcke, Jammer Schade! daß ich keine Dramata schreibe, da sollte die Welt ihren blauen Wunder sehn, aber in Prosa müßte es seyn, von Versen bin ich keine Liebhaberin, das hat freylich seine Ursachen, der poetische Kannengießer hatte den nemlichen Haß gegen die Lateinische Sprache. Grüßen Sie Schleierm. von uns u. sagen Ihm, er würde künftige Messe Ihnen doch nicht allein hirher Reißen laßen, u. dann versteht sich das andre von selbst, daß wir Ihn u. Sie bey uns sehen, manch Stündchen vergnügt verschwazen, allerley schöne Geschichten erzählen u.s.w.


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