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Akasubari und Ui-ana

»Akasubari« bedeutet: »ganz eng« und ist ein Wort der Fachsprache der Päderasten. »Subari« bedeutet: eng, zusammengezogen, und ist die Bezeichnung für einen noch nicht »entjungferten« Anus bei den Päderasten, beide Wörter sollen also die Straffheit der Anushaut kennzeichnen, die Unberührtheit, was man bei einem Mädchen »Teirazu« nennt. Aka bedeutet »ganz« im Sinne von vollständig.

In dem von Anrakuan Sakuden (Hirabayashi Heidayû) aus Kyôtô verfaßten Buch »Sei Sui Shô (Lache, wenn du wach bist und wenn du schläfst), das im fünften Hoei-Jahr (1628 u.Z.) erschien, kommen beide Wörter, »Subari« sowohl als auch »Akasubari«, vor. Es handelt sich um folgende Erzählung:

»Ein Knabe namens Hisamatsu wurde zu einem Tempel in den Bergen geschickt. Eines Tages besuchten seine Eltern diesen Tempel und blieben eine Nacht dort. In dieser Zeit unterhielten sich die alten und die jungen Priester, die sich bei ihrem Sohn Hisamatsu befanden, von Subari und Akasubari. Der Vater des Knaben verstand von der ganzen Sache nichts (weil er mit der Sitte der Päderasten nicht vertraut war) und fragte unter vier Augen seinen Sohn nach der Bedeutung dieser Worte. Sein Sohn Hisamatsu war ein sehr kluger Junge, der seinem Vater die wahre Bedeutung verheimlichte und deshalb zu ihm sagte: ›Nach einem alten Brauch des Tempels nennen wir einen schwachen Trinker Subaru‹ Der Vater war mit dieser Antwort zufrieden und sagte: ›Das ist wirklich so! Wenn ein schwacher Trinker an Sake (Reiswein) kommt, dann zieht sich sein Blut zusammen!‹ (subari, d.h. er wird sofort betrunken).

Am andern Tage besuchte das Ehepaar wiederum den Tempel, wo man ihnen Erfrischungen anbot. Als man dann den Sake brachte, sagte einer der aufwartenden Priester zu Hisamatsu's Mutter: ›Wollt Ihr nicht ein Glas davon nehmen?‹ Als ihr Mann das hörte, tat er seinen Mund auf und sagte sehr höflich: ›Ich bin zwar kein Subari, wie Sie wissen, aber meine Frau ist eine Akasubari!‹

Hier sollte Subari einen schwachen Trinker bezeichnen und Akasubari einen ganz schwachen Trinker, aber in diesem Falle war es nicht richtig.«

In dem Buch »Gekakushû Zôho« (Ergänzung zu jedem Buch über allgemeine Erziehung) steht folgendes:

»Ein unschuldiger Wakashu (der junge Bursche) wird ›Hisubari‹ genannt.«

Demnach wäre also Hisubari (eigentlich: rauh, trocken) gleichbedeutend mit Subari.

Aus einer Geschichte in dem Buch »Yakei Tabi Tsuzura« (Ein Reisekleiderkorb für die heimliche Prostitution) führen wir folgendes an:

»Ein Schauspielerprinzipal wollte einmal einen ›Wakashu-dane‹ (einen unausgebildeten passiven Päderasten) kaufen und fand auch einen Burschen, der vorläufig gar keine Aussicht hatte, einen Posten in einem Bett zu finden (d.h. der in der päderastischen Kunst noch gar keine Geschicklichkeit hatte). Diesen kaufte er zu einem sehr billigen Preis.«

In demselben Buch steht der Satz:

»Er bekam diesen Subari-dane nach Bezahlung von 20 Goldstücken zurück.«

Es gab also im alten Japan einen richtigen Menschenhandel, namentlich in jungen Burschen, und wir sind erstaunt, wie niedrig die Preise waren, zu denen sie gehandelt wurden.

Im »Shin Kawari Nazu Zukushi« (Eine Sammlung von neuen und veränderten Rätseln), das während der Genroku-Periode (1688 bis 1703 u.Z.) erschien, ist das folgende Rätsel enthalten:

»Subari no Wakashû.«

und die Antwort lautet:

»Shiri kukuri.«

Frage: »Was ist ein trockener Bursche?« Antwort: »Der Besitzer eines engen Arschloches!«

Den ersten geschlechtlichen Verkehr eines »jungen Mannes« nennt man »Ui-ana«, die neue Höhlung, in dem Sinn, wie man für die Entjungferung eines Mädchens »Mizuage« sagt. Ein veraltetes Wort, das man für die Entjungferung eines passiven Päderasten in dem Kauderwelsch des Nanshoku gebrauchte, ist »Arakawa«, die neue Haut.

Über die Schulung der Wakashus sind genaue Vorschriften vorhanden. Das Harikata, der künstliche Phallos oder der Godemiché zur Selbstbefriedigung der Frauen, wurde auch für diese Schulung benutzt. Hierüber gibt eine Anweisung aus dem Buch »Yedo no Chimbutsu« (Merkwürdige Dinge aus der Yedo-Periode), verfaßt von Mitamura Gengyo, folgende Auskunft:

»Die drei verschiedenen Größen des hölzernen Harikata, nämlich klein, mittel und groß, wurden zur Schulung des passiven Päderasten nacheinander in seinen Anus eingeführt. Dies geschah unter Verwendung von einer schlüpfrig machenden Medizin, weil man in jener Zeit kein Olivenöl hatte. Diese Medizin hieß Nerigi.«

Das unten stehende Bild ist ein Ausschnitt aus einer Karikatur (Tobae), etwa ein Drittel des Originals.

Über dieses »Nerigi« sind wir sehr genau unterrichtet, da es zu den bereits besprochenen Hiyakus, den Geheimmitteln, gehört, die Beziehung zum Geschlechtsleben haben. Unter dem Namen »Tsûwasan« gehörte es auch zu den Erzeugnissen der berühmten Häuser »Yotsumeya« in Tôkyô und Ôsaka; für dieses Yotsumeya-Gusuri, Yotsumeya's Medizin, gab es oder gibt es, denn es soll heute noch zu haben sein, folgende Beschreibung: »Eine geheime Medizin für einen passiven Päderasten, die von dem aktiven Päderasten auf den Hintern jenes während eines Analkoitus zu bringen ist.«

siehe Bildunterschrift

Harikata.

Das Nerigi oder Nerigi-kon war eine breiige Masse, die aus der Wurzel des Tororo imo (Taro oder Yamaimo-Kartoffel) hergestellt wurde. Während der Yedo-Periode verkaufte man es unter der Bezeichnung »Tsuwa San«. Nach dem Buch »Morisada Mankô« (Morisada's Handschriften) wurde es auch bei der Entjungferung einer Shinko (eines Freudenmädchens, das in einem Bordell zum erstenmal einem Gast vorgeführt wird) in Anwendung gebracht. In der erotischen Erzählung »Kôshoku Gonin Onna« (Fünf geile Frauenzimmer) von Ihara Saikaku steht folgendes:

»Kore nan Shudô ni Nerigi
         to iu mono naru beshi.«

»Das wird vielleicht das Nerigi sein, das beim päderastischen Verkehr (Shudô) verwendet wird.«

Das Wort »Tsûwasan« bedeutet eigentlich »ein Pulver, das freien Durchgang verschafft«. Unter diesem Namen wurde es von einem Haus namens Kakaidô in Kurumazaka, Shitaya-ku, Tôkyô, von der Yedo-Periode bis zum Beginn der Meiji-Ära verkauft. Die buddhistischen Priester des Tempels Kanyeiji zu Ueno nannten dieses Medikament in ihrem Kauderwelsch »Shira-kabe-Kô«, wörtlich übersetzt: Weiße-Mauer-Weihrauch, also etwa: Mittel, um eine Wand weiß anzustreichen.

Schließlich ist das Tsûwasan nichts anderes gewesen als das Nerigi des Hauses Yotsumeya; der Erzeuger hat es nur umgetauft, um die Nachahmung zu verdecken.

Ein schwer verständlicher Ausdruck für das Tsûwasan, das man auch Kairagwan nannte, ist »Yokomoji«, das soviel bedeutet wie »Europäische Schrift«, nämlich quer geschrieben, von links nach rechts, während die Japaner von oben nach unten schreiben, so daß bei dem Abschluß von Wörtern oder Sätzen ungleichmäßige Reihen von oben nach unten entstehen, während die europäische Schrift immerfort gleichmäßig weitergeht, daß also gewissermaßen kein Ende oder keine Grenze da ist. Das hat man scherzhaft in Japan »Ushi-no-Yodare«, Geifer der Kuh, genannt und weil das Mittel der Päderasten eine schleimige Masse wie der Geifer der Kuh ist, gelangte man auf diesem weiten Umweg zu dem Wort »Yokomoji«, das demnach den Sinn hätte, »ein Mittel, schleimig wie die europäische Schrift«! Das Yokomoji soll übrigens eine Abkochung eines Seegrases sein (Gloeopeltis intricata), die auch zum Stärken von Geweben verwendet wird; diese Stärke heißt Funori. –

Neben der Schulung mit dem Harikata gab es noch eine feinere Art, die mit der Hand. Das Buch »Bidô Nichiyô Nyohô Ki« (Liebeskunst für den täglichen Gebrauch einer Frau), das in der Yedo-Periode erschien, gibt darüber die folgende, geradezu pedantische Anweisung, die dazu noch mit den drei Bildern erläutert wird:

»Wenn du einen Jungen für den päderastischen Gebrauch schulen willst, mußt du zuerst die Fingernägel der rechten Hand kurz schneiden. In der ersten Nacht bringst du ein wenig Öl auf den kleinen Finger und kitzelst mit ihm die Öffnung des Anus. Wenn du siehst, daß er leicht hineingeht, dann versuchst du es einen oder zwei Tage später mit dem Ringfinger und lässest ihn mehrere Male ein und aus gehen. Dann machst du in der nächsten Nacht eine Pause. Beim dritten Versuch nimmst du den zweiten Finger; wenn du findest, daß es mit ihm leicht geht, dann gebrauche in der nächsten Nacht den dritten Finger (Mittelfinger) und schließlich nimmst du den ersten Finger (Daumen) und schulst damit tüchtig. Dann führst du den zweiten und den dritten Finger zu gleicher Zeit ein und prüfst dabei die Beschaffenheit der Anusöffnung. Schließlich versuchst du es mit deinem Penis.

Die Schulung ist je nach der Beschaffenheit des Hintern leicht oder schwer. Die Anusöffnung ist kleiner als der Eingang zur weiblichen Scheide, deshalb kann jene auch nicht mit einem großen Penis gevögelt werden.

siehe Bildunterschrift

 

Zu einer solchen Zeit muß sich der passive Päderast mit dem Gesicht nach unten auf das Bett legen, wie es im Bild dargestellt ist, dann streckt er die beiden Beine aus und hält den Atem an, um den Schließmuskel des Afters nach innen zu ziehen; auf diese Weise wird der Penis leicht hineingehen.«

siehe Bildunterschrift

Schulung des Wakashu.

Man beachte auf den Bildern die weibliche Kleidung und den weibischen Haarputz. Auf dem dritten Bild ist unten rechts das Ölgefäß mit Deckel dargestellt; die Finger der Hand auf dem ersten Bild sind mit Schriftzeichen versehen, damit in der Reihenfolge der Benützung kein Irrtum entsteht.


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