Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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75. Der Affe

Ein reicher Geizhals, der niemals einem Armen einen Heller Almosen gab, hatte einen Affen wohlfeil gekauft, weil er ihn viel teurer wieder zu verkaufen hoffte.

Eines Tages war der hartherzige Mann ausgegangen. Da sah der Affe, daß der wohltätige Nachbar einem Armen ein Geldstück aus dem Fenster hinabwarf. Sogleich machte der Affe sich über die vollen Geldkisten seines Herrn und warf ganze Pfoten voll Gold und Silber zum Fenster hinaus auf die Gasse.

Die Leute liefen scharenweise herbei, rauften und schlugen sich um das Geld und rafften zusammen, so viel sie nur bekommen konnten. Als die Kisten schon fast leer waren, kam der Geizige die Gasse herauf und sah mit Entsetzen, was vorging. O, das häßliche, das abscheuliche, das dumme Tier! schrie er und drohte dem Affen schon von weitem mit geballter Faust. – Der Nachbar aber sagte zu dem zornigen Manne: Gib dich zufrieden. Es ist freilich dumm, das Geld zu dem Fenster hinaus zu werfen, wie dieser Affe; aber ist es denn viel vernünftiger, wenn man es bloß in Kisten einsperrt und davon gar keinen Gebrauch macht?

Ich lobe den, der Geld und Gut besitzt,
wenn er's für sich und andre wohl benutzt.


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