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Siebzehntes Kapitel

Die Aufdenmattener bekamen aber noch mehr zu staunen. Allmählich sickerte im Dorfe das Gerücht durch, im Betrieb des Hotels Ewigschneehorn habe es seit einigen Jahren nicht so recht gestimmt. Öfter seien Klagen über die Bedienung laut geworden, und es sei kein Zufall, daß der Besuch des Gasthofs zurückgegangen sei. Dann hieß es, seit Donats Eintritt wehe ein anderer Wind. Das sei einmal einer! Am Morgen der erste, am Abend der letzte, jetzt in den Sälen und gleich nachher in der Küche, jetzt im Kontor und ein paar Minuten später in den Ställen, der neue Mann sei überall. Niemand von den Dienstboten sei sicher vor seiner Aufsicht. Wie ein Jagdhund sei er hinter ihnen her. Ganz besonders gut wisse er mit den Gästen umzugehen. Sie seien des Lobes voll über ihn, und die Art, wie er sie heimisch mache, des einzelnen Wünsche errate und das Geschäft nach dem Grundsatz führe, daß lieber der Wirt zehnmal als selbst der anspruchsvolle und unleidliche Gast einmal unrecht bekomme. Er sei auf dem besten Wege, das Hotel in den Ruf einer vorbildlichen Gaststätte zu bringen.

Allmendinger war vielleicht mehr überrascht als alle andern. Er hatte anfänglich allein und herein regiert, urchig, plump, Bauer mehr als Wirt. Aber er hatte bald gemerkt, daß Donat Zurbriggen zwar seine Anordnungen hörte, sie aber nur befolgte, wenn sie ihm selbst richtig schienen. Er widersprach nicht, rechtete nicht mit ihm, aber er schlüpfte unter seinen polternden Rechthabereien wie unter einem Platzregen hindurch und ging seine eigenen Wege. Allmendinger wollte aufprotzen. Ein paarmal verführte er vor Zeugen einen Höllenspektakel, schrie, daß er noch immer der Eigentümer des Hotels sei und sich nicht von einem grünen Jungen Vorschriften machen lasse; aber als Donat ruhig und unbeirrt weiter amtete, das Toben an seinem Ohr vorüberging wie ein anderes Geräusch, aber auch andere Leute davon nicht allzusehr mehr berührt wurden, stutzte er. Er sah dann schärfer zu, erkannte, daß Donat das Geschäft vorwärtsbrachte, und geriet nach und nach in dasselbe Staunen wie die übrigen Leute.

Wenn er Zeit gehabt hätte und nachts nicht so todmüde ins Bett gefallen wäre, würde Donat sich jetzt vielleicht über sich selbst gewundert haben. Seine Kraft und Entschlossenheit wuchsen mit der Größe seiner Aufgaben. Zwei Dinge spornten ihn an, daß er oft einem vom Stachel gepeinigten Pferde glich. In ihm lebte der Ehrgeiz, dieses Erbteil der Mutter, dieser gierige Hunger nach Hochkommen, und in ihm bohrte die Angst, daß das Geld des Beaudrier in dem Unternehmen, dem es dienen mußte, gefährdet sein könnte.

Donat Zurbriggen war kein glücklicher Mensch gewesen, als er nach Aufdenmatten zurückgekommen war. Er war das jetzt noch viel weniger. Das Gewissen quälte ihn, sosehr er es mit der Einrede zu beschwichtigen suchte, daß er selbst nie bleibenden Anspruch auf das ihm anvertraute Gut gemacht habe. Oft in Augenblicken des Alleinseins, oder nachts, wenn er aus dem Schlafe schreckte, zieh er sich der Lässigkeit, weil er seine Nachforschungen nach Frau Adrienne Schelbert nicht weiter fortgesetzt. Und ebensooft sprang ihn eine jähe Furcht an, es möchte plötzlich die langgesuchte Erbin Beaudriers auftauchen und das Geld von ihm fordern wollen. In seine Arbeit kam etwas Fieberhaftes.

Zuweilen freilich mischte sich Genugtuung in seine Empfindungen. Er erkannte, wie seine Anstrengungen sich lohnten. Dann weitete sich ihm die Brust, und er sah wieder den Weg hinauf, wie er gleich dem Gipfelpfad aus dem Nebel seiner Zweifel trat.

Der Sommer verging. Obgleich die Zahl der Talgäste wiederum kleiner geworden war, hatte das Hotel Ewigschneehorn, verglichen mit den übrigen Gasthöfen, einen befriedigenden Abschluß zu verzeichnen. Allmendingers und Donats Befürchtungen galten der heranrückenden langen Winterszeit, während der gelebt und gezinst werden mußte. Aber Donat hatte den Sommer über die Augen offengehalten und vorgearbeitet. Das Hotel war mit Heizung auch für den Winter wohl eingerichtet. Darauf und auf die nebellose, sonnenreiche Winterwitterung des Hochtals gründete er seine Hoffnungen.

Als die Berge sich mit Neuschnee zu bedecken begannen, sah man weit herum im In- und Ausland ein buntfarbiges Plakat angeschlagen: »Aufdenmatten, der neue schweizerische Winterkurort«. Donat war inzwischen nicht nur mit Allmendingers Bedenken fertig geworden, sondern es war ihm auch gelungen, die Talbehörde und die übrigen Gasthofbesitzer von Aufdenmatten für seine Pläne zu gewinnen und sie zur Erstellung eines Eisfeldes und zweier großer Rodelanlagen zu veranlassen. Irgendwie hatte das heimliche Feuer, das in dem Menschen Donat loderte, auch die Talleute ergriffen. Etwas wie Begeisterung durchflutete alle.

»Respekt vor dir«, sagte Zurbriggen zu seinem Sohn. Von seinem Ruhm war genug in das kleine Haus am Dorfeingang und zu ihm gedrungen. Und weil er die Welt von seinem Standpunkt aus betrachtete, fügte er hinzu: »Du bist auch so ein Kletterer, wie ich einmal gewesen bin, nur mit dem Unterschied, daß du über Sorgenbrocken hinweg und an Widerstandswänden hinaufkeuchst.«

Donat lächelte ein wenig wehmütig. Er kam jetzt selten zu Besuch. Aber er war zu Hause ein anderer als an seiner Arbeitsstätte. Hier merkte er, daß er eigentlich müde sein sollte, daß es köstlich wäre, einmal aufzuatmen und ein Mann ohne Last und Angst zu sein. Hier spürte er Menschen, zu denen er innerlich mehr gehörte als zu den vielen Hunderten, die sonst seinen Weg kreuzten. Über sein Verhältnis zum Vater wurde er sich noch immer nicht ganz klar. Er mochte den schrullenhaften, wortkargen Mannsscherben gut leiden, aber vielleicht war, was ihn anheimelte, mehr der Umstand, daß der Alte gleichsam ein Stück aus der rauhen Natur des Bergtals war, dieses Tals, das er immer mehr als eine Heimat empfand und das ihm das frühere Verlangen nach Fremde und Fremden irgendwie abzugewöhnen und zu verleiden schien. Anders seine Einstellung zur Schwester. Als er vor Jahren von ihr und in die Welt hinausgegangen, hatte er geglaubt, ein Kind zurückzulassen, dem er später einmal Halt und Stütze würde sein müssen. Wie anders war das gekommen! Anschi hatte seiner nie bedurft. Sie war inzwischen Frau und Mutter geworden. Ein schweres Erlebnis hatte sie reif und still und selbstsicher gemacht. Wie tief es ihr gegangen, konnte er noch jetzt feststellen. Sie klagte nicht und gab sich auch nie den Anschein, als hätte sie das Recht zu klagen; aber Donat hätte blind sein müssen, um nicht den stummen Kampf zu gewahren, den sie noch immer mit ihrem Kummer focht, und nicht den tapferen, fast heiteren Mut, mit dem sie jenen durch den Willen überwand, das ihr Verbliebene durch das Verlorene nicht überschatten zu lassen. Immer wieder erzählte sie von ihrem Manne, und diese Erzählungen endeten stets in der Feststellung, daß sie doch froh sein müsse, diesen wahrhaft guten und tapferen Menschen eine Weile besessen zu haben. Hatten ihre Erinnerungen ihren Reichtum gebildet, so fühlte sie sich nun erst recht beschenkt, seit sie des Gallus Erbteil, ihr Kind, besaß. Dieses Kind, ein Mädchen, dem sie den schlichten Namen Anna gab, war ihr eines Sonntags vor Wochen schon beschert worden. Es war ganz plötzlich mit Hebamme und Mutter gleich überraschender Umständelosigkeit in der Welt erschienen. Und wie ihre Ankunft, so waren die ersten Lebenswochen der kleinen Anna eine selten stille und fast ernsthafte Angelegenheit. Die Hebamme erklärte, sie habe nie ein gesunderes Kind gesehen, und Wohlbefinden sei die einzige Erklärung dafür, daß es immer mit denselben zufriedenoffenen blauen Augen daliege. Ungewöhnlich früh blühte dann auf dem Mund der kleinen Anna das erste Lächeln auf. Ungewöhnlich früh sah Anschi auch in ihrem Blick ein Erkennen aufblitzen. Wie jeder Mutter, so wurde auch ihr jeder Fortschritt des Kindes zum Erlebnis. Aber sie deutete alles als Geschenk des Gallus. Er lebte im Kinde. Er erstand ihr neu in ihm, indem sie in des Kindes Äußerm Ähnlichkeiten mit dem Vater feststellte, besonders aber in der Kleinen Wesen ihn wiederzuerkennen meinte. In den wundersamen Frieden, der sie und ihr Kind umspann, trat nun Donat. Manchmal kam ihn dabei eine Art Andacht an. Er atmete Mütterlichkeit und wurde nach und nach inne, daß diese Mütterlichkeit nicht nur dem Kinde, sondern auch ihm selbst sich zuwendete. Anschi nämlich spürte ihm wohl an, wie sehr er sich in seiner Stellung bei Allmendinger verausgabte, wie oft er matt und bedrückt war. Kam er nun zu kleinen Pausen als einer, der sonst nirgends hin weiß, fast instinktiv ins Vaterhaus zurück, so pflegte sie ihn zeitweise aus der Gesellschaft Zurbriggens weg und an den Korbwagen ihres Kindes zu führen, den sie ebenfalls aus dem Pfeifenrauch des Vaters in ihre Schlafkammer in Sicherheit gebracht hatte. Sie hatte wohl bemerkt, daß er mit dem gutmütigen, aber einseitigen Vater nicht zu einem ihn befreienden Gespräche kam, daß er vielmehr seltsam unruhig und zerfahren blieb. In ihrer Kammer aber fragte sie ihn frei, was ihn bedrücke. Sie bekam aus ihm heraus, wie groß der Einsatz war, mit dem er Aufdenmatten neue Ertragsmöglichkeiten schaffen wollte. Ihr gegenüber erwähnte er auch, daß er neben den eigenen fremde Mittel mitzuverwalten und zu verantworten habe. Sie legte dann einen sinnenden und forschenden Blick auf ihn. Ein Verdacht, den sie sich nicht eingestand, ging ihr durch die Seele, er verhehle ihr etwas. Sie vermochte nicht zu erraten, was das war, aber sie deckte wohl einmal ihre kühle Hand über die seine oder berührte auch nur mit leisen Fingern seine Schulter, ihm zusprechend, das Bewußtsein erfüllter Pflicht bedeute im Leben mehr als der Erfolg. Er habe also alle Ursache, zufrieden zu sein, leiste er doch nach der Aussage aller das Ungewöhnliche und Äußerste an Entschlossenheit und Ausdauer.

Donat fühlte, wie sie an ihn glaubte, und das Vertrauen dieses aufrechten und klaren Menschen schien ihm so groß, daß er sich in den Augenblicken, in denen sein Gewissen ihn quälte, sich mit dem Gedanken tröstete, Anschi würde auch seine Umwege verstehen. Er wachte in ihrer Nähe immer mehr und mehr auf, wie man inmitten einer hellen Landschaft froheren Herzens wird. Er atmete ihre Ausgeglichenheit und erlebte mit ihr zusammen die Fortschritte ihres Kindes, diese winzigen Wunder des Menschenerwachens. Er vergaß sich und war, solange er bei ihr weilte, oft noch der Knabe Donat, als der er vor vielen Jahren in die Welt gegangen. In solcher Laune erzählte er ihr dann von dem bunten Leben, wie es sich im Gasthof abspielte, seinen Absonderlichkeiten und Torheiten, und kam auch auf Allmendinger, den Großrat, den im Grunde ungebildeten, aber im Verkehr mit der Gesellschaft ein wenig abgeschliffenen, zu politischem Einfluß gelangten, dieses Einflusses bewußten und drollig eiteln Mann. Er erwähnte, daß jener sich selbst lange Jahre als ein Nabob erschienen sei und selbst jetzt, wo er die Fraglichkeit seines Reichtums zeitweilig erkennen müsse, mit einer drolligen Unbekümmertheit hoffe und erwarte, es werde weiter alles glatt gehen, und sich selbst über alle Zweifel hochmütig hinweglüge.

Dann fragte Anschi auch nach Allmendingers Familie, Rosa, seiner Frau, und seiner einzigen Tochter Rosmarie. Von den beiden wußte man in Aufdenmatten wenig, weil die kleine, bescheidene Frau Rosa nur gleichsam wie ein Zierhündlein neben ihrem Bären von Mann einherwedelte, die Tochter aber schon früh auf auswärtige Schulen gebracht worden und erst vor kurzem von einem letzten Bildungsaufenthalt in England zurückgekommen war.

Donat berichtete lächelnd, Allmendingers Frau gehe als ein Schatten durchs Haus. Sie stehe zwar in den Vorratskammern herum und wohne dem Einholen und Austeilen der Waren durch die Gouvernanten bei, wisse aber bestimmt nicht, was da und was nicht da, was gebraucht und nicht gebraucht, was gut und nicht gut sei. Sie sei ein Zählenicht hinten und vorn, ein ebenso unbedeutendes als verschüchtertes kleines Frauenzimmer, das, weil es in der Ehe zum Schweigen und Ertragen verurteilt sei, auch an allen andern Orten schweige und ertrage. Die Tochter, erzählte Donat nach einem flüchtigen Zögern, sei ein Wesen, das sich in nichts von den Mädchengästen des Hotels unterscheide; denn wie diese habe sie keinen andern Ehrgeiz, als schöne Kleider zu tragen, Sport zu treiben, zu tanzen und den Männern Augen zu machen.

Anschi horchte hier etwas schärfer hin. Es schien ihr, als sei durch des Bruders Kopf ein Gedanke wie ein Nachtvogel gehuscht.

»Sie ist hübsch, die Rosmarie«, bemerkte sie und spitzte die Ohren noch ein wenig mehr.

Aber Donat schlug den Blick hell zu ihr auf. In seinen Augenwinkeln glitzerte der Spott. »Du meinst, das sei für uns Männer die Hauptsache«, gab er zurück. Dann fügte er hinzu, er bekomme die kleine Allmendinger kaum zu sehen, und sie beliebe vorläufig nicht, von ihm irgendwelche Notiz zu nehmen.

In der Wohnstube unten hörte Zurbriggen das fröhliche Lachen der Geschwister, das solche Unterhaltungen begleitete.

Wie sie sich aber in den Gesprächen der Zurbriggens spiegelten, so entwickelten sich im Hotel Ewigschneehorn die Dinge weiter. Der Winter kam und brachte Aufdenmatten und seinen Gasthöfen einen Massenbesuch. Irgendwo hatte ein Reklamefunken gezündet. Eine Welt von Erholungsbedürftigen und Müßiggängern bot das Schlagwort vom Wintersportplatz Aufdenmatten herum. Einige Wochen lang schlugen die Bergwirte Schlachten. Sie, wie alle, die bei ihnen Brot und Verdienst fanden, schmunzelten. Auch Allmendinger pustete vor Befriedigung und saß stolz auf dem hohen Roß seiner Selbstbewußtheit. Er beglückwünschte sich zum Experiment mit seinem jungen Direktor. Sein Ton Donat gegenüber wurde vertraulicher. Letzte unbestimmte Hemmungen hinderten sie indessen, einander die Karten völlig aufzudecken.

Donat Zurbriggen wurde der Held des Tages. Die Aufdenmattener lüfteten die Hüte von weitem, wo immer sie ihm begegneten. In den Schenken bildete sein Geschick, seine Geschäftskenntnis, sein Ideenreichtum und seine Energie das Tagesgespräch. Man lief zu Vater Zurbriggen, der immer noch eine gewisse Volkstümlichkeit besaß, rühmte ihm den Sohn und wunderte sich bei ihm, was er da dem Dorf für einen Retter und Helfer geschenkt. Und da nun einmal das Vertrauen der Öffentlichkeit im Schwunge war, wählte man Donat an der nächsten Ortsversammlung in den Talrat.

Donat wurde von seinem Glück fortgerissen. Er übertraf sich selbst. Er war überall. Kein Gast des Hotels Ewigschneehorn verließ dieses, ohne daß der junge Direktor irgendwie ihm begegnet, durch einen Rat oder eine Aufmerksamkeit ihn verpflichtet hätte. Er beaufsichtigte die Sportgelegenheiten, machte sich bei den Sportfexen durch seine Sachkenntnis und seine Bemühungen um ihre Interessen beliebt. Die tanzlustige Jugend, die Damen im besonderen, begeisterte er durch sein Geschick, immer neue kleine Feste zu veranstalten. Binnen kurzem galt er als der eigentliche Vergnügungsmeister von Aufdenmatten. Aber auch im neuen politischen Amte stellte er seinen Mann. Er wurde von seinen bäuerlichen Kollegen mit dem guten Willen empfangen, den man seiner Tatkraft und seinem Arbeitswillen schuldete. Er wuchs auch hier mit seinen Aufgaben. Ihm schwebte vor, aus diesem Aufdenmatten einen Musterkurort zu machen. Er erwog Pläne für den Sommer, Anlegung neuer Spazierwege und Ruhebänke, Erschließung von Sehenswürdigkeiten, wie einer Eishöhle am Ruchengletscher und eines Wasserfalles im Staldental. Er bemühte sich um Verbesserung des Eisenbahnfahrplans und Verbilligung der Tarife für Fuhrwerke und Bergführer. Behörde und Volk folgten ihm und standen unter dem Einfluß seines leidenschaftlichen Mutes und Mühens. Vielleicht verlor er unter dem Hochflug seiner Hoffnungen und im Taumel der allgemeinen Anerkennung manchmal ein wenig den Boden unter den Füßen. Sein eigenes Werk riß ihn fort, stahl ihm die Ruhe und ließ ihn manchmal nicht recht zur Besinnung kommen. So hatte er auch der Tatsache, daß an seinem Aufstieg das Geld eines andern einen nicht unbedeutenden Anteil hatte, fast völlig vergessen. Nur flüchtig tauchte zuweilen noch die Erinnerung an seinen Kollegen Henry und daran auf, daß irgendwo in der Welt die Erbin des Charles Beaudrier mit ihrer Tochter lebte, aber da von beiden nie mehr etwas verlautet hatte, glich jene dem Vorüberfliegen eines Schönwetterwölkleins.

Er hatte anfänglich beabsichtigt, Ersparnisse zu machen und eine Reserve anzulegen, die als eine Garantie für die Hinterlassenschaft Beaudrier gedacht war, allein er kam nicht dazu, da er einerseits für sich selbst einen größern Aufwand machen mußte, auch darin der Sohn seiner Mutter war, daß er gern mit den fremden Gästen in den kleinen Ansprüchen des Lebens, etwa einer schwergoldenen Uhrkette, einem Ring mit kostbarem Stein und dergleichen wetteiferte, anderseits aber auch Überschüsse sogleich wieder dem Betriebskapital des Hotels zuführte und so sich der verfügbaren Barmittel entschlug.


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