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Kurzes Zürcher Wiedersehen und neuer Abschied

Die sehr geliebte Stadt noch einmal sehen,
sich an sie schmiegen wie an Mutters Knie,
durch ihre Gassen schmerzhaft glücklich gehen
und abends auf dem Lindenplatze stehen,
umspielt von ihrer Maienmelodie.

Beschaulich mittags in den See sich sinnen,
die Badenden betrachten, einen Schwan,
mit jedem Blicke neu zu sehn beginnen;
wenn hier die Stunden ungenutzt verrinnen,
sind sie doch niemals ohne Frucht vertan!

Weingärten gürten sich um unsre Pfade,
am Ackerrande blaut Vergißmeinnicht,
die Welt ist eine Wiesenpromenade,
Hollunder grüßt, es knospet die Kornrade,
und alles blüht in jugendlichem Licht.

Das bleibt ein lang entbehrtes Wohlbehagen,
auch wenn uns Regen in die Räume bannt:
man labt mit Trank und Speise seinen Magen
und braucht sich keine Guttat zu versagen,
ist jeder Kellnerin als Gast bekannt.

Und wieder sehn, wie alles das entschwindet
und man die sehr geliebte Stadt verliert,
sich plötzlich wieder in der Fremde findet
voll Sehnsucht, die man lange nicht verwindet,
und, schwer zu trösten, nach der Sonne friert.


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