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Des Dichters Schicksal

(1930)

Dies Wort kommt mir von Gott, das andre bringt der Wind;
doch beide will ich dankbar aufbewahren:
ich bin vor beiden ja so hilflos wie ein Kind
und wie ein Greis weltweise und erfahren,
von beiden überrascht, von beiden schön beschenkt,
und ahnte kurz vorher noch nichts von ihnen.
Vielleicht, daß morgen sie ein andrer Dichter denkt –
heut sind sie mir im Schöpfertraum erschienen!

Heut bleiben sie mir nah, bis daß der Tag verblaßt,
und werden mich noch in den Schlaf geleiten.
Wie schön das Herz mit ihnen schwärmt und liebt und haßt
und feiert und erleidet die Gezeiten!
Als Rose blüht das Wort, als Herbstlaub stirbt es bunt,
ein Zauber zwingt das welke noch zum Leben,
tauch ich ihm nach bis auf den tiefsten Meeresgrund,
wird ihm und mir Unsterblichkeit gegeben.

Mir nur, soviel ich selbst in ihm enthalten bin,
soweit mein Wesen sich im Wort bewährte.
Wenn ich in ihm von vielerlei Gestalten bin,
Vertrautem Feind und Feindlichem Gefährte,
verwandelte mein Wert mich, der es staunend schuf,
und hatte mich zu binden und zu lösen
Gewalt. Und immer folg ich seinem Ruf
zu Glück und Leid, zum Guten und zum Bösen.


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