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Große Gewißheit

Scheint mein Leben schon verloren,
von Todfeindlichem umringt,
naht der Tröster meinen Toren,
der dem Schwachen Hilfe bringt.
Wenn ich mich vernichtet glaube,
einsam in der Sintflutnot,
trägt den Lorbeerzweig die Taube
an das fast zerschellte Boot.

Je verfallner ich mich fühle,
desto sichrer sinkt die Flut.
Spür' ich schon des Grabes Kühle,
wird mich neuer Lebensmut
von den Toten auferwecken,
daß ich frisch beginnen soll:
überwunden ist der Schrecken
und die Welt des Glückes voll.

Immer stand ein Ausweg offen,
wenn die Not am höchsten war:
wagten wir nicht mehr zu hoffen,
kam die Rettung wunderbar.
Unvorhergesehne Pfeiler
stützen den bedrohten Bau,
stärker wächst er nun und steiler
in des Himmels reines Blau.

Darum wolln wir nicht verzagen:
alles lindert sich zuletzt,
das Gespenst aus Unglückstagen
wird von festlichen ersetzt.
Die sich Gottes Kinder wissen,
zweifeln und verzweifeln nicht:
nach den langen Finsternissen
strahlt geläuterter das Licht.

Immer wieder überwinden
wir den schwersten Widerstand;
wenn die Wasser weichen, finden
wir das liebe Heimatland.
Jedem Leid blüht ein Erbarmen,
friedlich wieder liegt das Meer,
und die Landenden umarmen
sich vertrauter als vorher.


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